Die Habisreutinger Stiftung ist ein wichtiger Unterstützer der klassischen Musikwelt der Schweiz. Neben Geigen sammelte Rolf Habisreutinger auch Briefmarken und Autos. Heute sind vor allem die Instrumente der goldenen Cremoneser Zeit in einer Stiftung erhalten. Sie gelten als die besten überhaupt und werden seit jeher grosszügig an Musiker:innen verliehen. Zwei der nur zwölf existierenden Bratschen von Antonius Stradivari sind in ihrem Besitz. Die Erste überhaupt von Stradivari gebaute Viola heisst Gustav Mahler, nach ihrem berühmtesten Eigentümer. Das Instrument zeichnet sich aus durch ihren Boden aus Pappelholz und ihre fast überdimensional wirkende Schnecke.
Für diese Bratsche jedoch hat mich vor allem die Geschichte meiner Ururgrossmutter inspiriert. Sie war die Tochter aus zweiter Ehe des Vaters vom Geigensammler Rolf Habisreutinger und wurde bei dessen Tod von der ersten Familie vom Erbe ausgeschlossen. Die Geschichte wurde uns Kindern von der Grossmutter in blumigster Weise erzählt und wir lebten mit der armen Urahnin, die an der Beerdigung des Vaters vom Halbbruder im Regen stehen gelassen wurde, als er mit verdunkelter Scheibe in seinem Rolls Royce an ihr vorbeifuhr. Als er sah, dass es seine Schwester war, nahm er Abstand von der ursprünglichen Absicht, sie mitzunehmen und mit einem Handzeichen und wortlos wies er den Fahrer an, weiterzufahren.
Dass wir eigentlich reich seien erfüllte uns Kindern mit wohligem Schauern – ob die Geschichte wirklich stimmt, bezweifle ich allerdings. Doch macht nicht genau das eine gute Geschichte aus?